Asthma-Ursachen und Risikofaktoren 

Asthma ist das Resultat eines komplexen Zusammenspiels zwischen Genen und Umwelt

Die genauen Asthma-Ursachen und Entstehungsmechanismen sind grösstenteils ungeklärt.

Tatsache ist, dass:

  • Asthma eine heute weit verbreitete Volkskrankheit ist
  • die Asthmaprävalenz in hoch entwickelten Industriegesellschaften höher ist als in Entwicklungsländern 
  • in Entwicklungsländern wohlhabende Menschen stärken betroffen sind, und
  • in entwickelten Ländern arme Menschen eine höheres Asthmarisiko haben. 

 

Es ist daher wahrscheinlich, dass neben einer genetischen Komponente Unterschiede in Lebensstil und Zugang zum Gesundheitssystem mit der Entwicklung von Asthma zusammenhängen.1  

Als Risikofaktoren für die Entstehung von Asthma werden folgende Faktoren diskutiert:1,2 

  • Atemwegsinfekte
  • Tabakrauch
  • Übergewicht
  • Frühkindliche Ernährung
  • Geringes Gewicht bei Geburt

 

Diese Faktoren können auch den Schwergrad der Erkrankung beeinflussen. 

Ob Infektionen die Entwicklung von Asthma fördern oder ihr entgegenwirken ist ungeklärt. Die diesbezügliche Datenlage ist widersprüchlich. Einerseits scheinen virale Atemwegsinfekte in der Kindheit mit der Entstehung von Asthma in Zusammenhang zu stehen. So erzeugen respiratorische Syncytial-Viren (RSV), humane Rhinoviren (HRV) und Parainfluenzaviren ein Muster von Symptomen einschliesslich Bronchiolitis, welches viele Gemeinsamkeiten mit Asthma im Kindesalter aufweist. Mehrere prospektive Langzeitstudien an Kindern, die mit einer dokumentierten RSV-Infektion in ein Krankenhaus eingewiesen wurden, haben ergeben, dass etwa 40 % von ihnen bis in die spätere Kindheit pfeifende Atemgeräusche oder Asthma hatten. Andererseits gibt es auch Hinweise dafür, dass Infektionen in jungen Jahren, unter anderem mit Masernviren und sogar RSV, vor der Entwicklung von Asthma schützen können.1   

Die „Hygiene-Hypothese“ postuliert, dass Infektionen, denen Kinder früh im Leben ausgesetzt sind, das Immunsystem auf einem nicht-allergischen Weg beeinflussen und zu einem verringerten Risiko für Asthma und anderen allergische Erkrankungen führen.1 Das würde auch erklären, warum das Aufwachsen mit Geschwistern oder auf einem Bauernhof sowie der frühe Kindergartenbesuch vor der Entwicklung von Asthma schützen können.2 

Aktuelle Beobachtungen deuten darauf hin, dass das Mikrobiom (die Gemeinschaft der Mikroorganismen) im Menschen und in seiner Umgebung zur Entwicklung und/oder Prävention von allergischen Krankheiten und Asthma beitragen kann. Die Diversität der Mikroorganismen scheint hierbei eine wichtige Rolle zu spielen.1,2 

Kinder, die vor oder nach der Geburt Tabakrauch ausgesetzt waren, haben ein erhöhtes Risiko Asthma-ähnliche Symptome in der frühen Kindheit zu entwickeln. Wenn Frauen während der Schwangerschaft rauchen, hat das Einfluss auf die Lungenentwicklung; Kinder rauchender Mütter haben ein vierfach erhöhtes Risiko für pfeifende Atemgeräusche im ersten Lebensjahr. Es gibt allerdings wenig Evidenz dafür, dass mütterliches Rauchen während der Schwangerschaft einen Einfluss auf die allergische Sensibilisierung hat. 

Passivrauchen erhöht ebenfalls das Risiko für Atemwegserkrankungen im Säuglings- und Kindesalter.

Bei bereits etabliertem Asthma ist Zigarettenrauchen keine gute Idee: Es verringert die Wahrscheinlichkeit einer guten Asthmakontrolle, führt zu vermehrten Exazerbationen und einem verminderten Ansprechen auf inhalative oder systemische Kortikoide.

Störfaktor, treibende Komponente oder Komorbidität

Adipositas wird eine wesentliche Rolle bei der Entstehung, Kontrolle und Schwere von Asthma zugeschrieben.3 Die Prävalenz und Inzidenz von Asthma ist bei adipösen Menschen (BMI > 30 kg/m2) erhöht.1 Dies gilt für Kinder und Erwachsene.4  Es ist jedoch offen, ob Adipositas eine treibende Komponente bei der Entstehung von Asthma, ein Störfaktor bei einer bestehenden Erkrankung ist oder eine Komorbidität darstellt.3   

Wenn Mütter in der Schwangerschaft sehr viel Gewicht zunehmen bzw. adipös sind, führt das zu einem erhöhten Risiko für Asthma bei ihren Kindern.1 

Zur Prävention von Allergien und Asthma wird empfohlen, Säuglinge mindestens die ersten vier bis sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Studiendaten zeigen im Allgemeinen, dass Säuglinge, die mit Zubereitungen aus intakter Kuhmilch oder Sojaprotein gefüttert werden im Vergleich zu Säuglingen, die mit Muttermilch gefüttert werden, eine höhere Inzidenz von pfeifenden Atemgeräuschen in der frühen Kindheit aufweisen.1 Es ist aber nicht eindeutig geklärt, ob das mütterliche Stillen tatsächlich vor der Entstehung von Asthma schützt.2

Merkmale des frühen Wachstums haben einen nachhaltigen Einfluss auf die Lungenfunktion und tragen dadurch zum Risiko obstruktiver Atemwegserkrankungen im späteren Leben bei. Ein jüngeres Gestationsalter, ein geringeres Geburtsgewicht und eine grössere Gewichtszunahme bei Säuglingen sind unabhängig voneinander mit anhaltenden Veränderungen der Lungenfunktion im Kindesalter verbunden, wie eine Metaanalyse mit Daten von fast 25.000 Kindern ergeben hat. Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht und grössere Gewichtszunahme des Säuglings nach der Geburt waren alle mit einem erhöhten Auftreten von Asthma in der Kindheit assoziiert.1

 

 

Referenzen:

  1. Global Initiative for Asthma (GINA). Online Appendix Global Strategy for Asthma Management and Prevention   2020. (https://ginasthma.org/wp-content/uploads/2020/04/GINA-2020-Appendix_final-wms.pdf)
  2. Buhl R et al. S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Pneumologie 2017; 71: 849–919 (https://doi.org/10.1055/s-0043-119504 |Pneumologie 2017; 71: 849–919)
  3. Wenzel SE. Asthma phenotypes: the evolution from clinical to molecular approaches. Nat Med. 2012;18(5):716-725
  4. Beuther DA. Obesity and asthma. Clin Chest Med. 2009 Sep;30(3):479-88. doi: 10.1016/j.ccm.2009.05.002.

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CH2303177751