Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerzen (MÜKS)

Bei regelmässiger Einnahme von Akutmedikamenten (Analgetika und Triptane) besteht die Gefahr eines chronischen Kopfschmerzes durch Übergebrauch.1

1-2 % der Bevölkerung sind betroffen, Frauen 3- bis 4-mal häufiger als Männer. Die Betroffenen sind meist im erwerbsfähigen Alter. Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerzen stellen somit ein grosses Gesundheitsproblem und eine hohe sozioökonomische Belastung dar.2

Prof. Peter S. Sandor, ärztlicher Direktor Neurologie bei Zurzache Care, betreut viele MÜKS-Patienten. Lesen Sie hier das entsprechende Interview .   
 

Definition von MÜKS 

Der Übergebrauch jeglicher Schmerz- oder Migränemedikation kann zu einem Kopfschmerz führen.3

Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerzen – im Englischen auch Medication Overuse Headache (MOH) genannt – sind nach den Kriterien der International Headache Society (IHS) definiert als Kopfschmerzen, die an 15 oder mehr Tagen pro Monat über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten bestehen und durch die regelmässige Einnahme symptomatischer Kopfschmerzmedikation an mindestens 10 bzw. 15 Tagen pro Monat ausgelöst werden.3

 

Diagnostische Kriterien von MÜKS 

Die diagnostischen Kriterien umfassen:3

  • Kopfschmerzen an > 15 Tagen pro Monat bei einem Patienten mit einem bestehenden Kopfschmerzsyndrom
  • Regelmässiger Übergebrauch eines oder mehrerer Medikamente länger als drei Monate, die für die Akutbehandlung oder symptomatische Behandlung von Kopfschmerzen eingenommen werden
  • Einfache Analgetika an > 15 Tagen pro Monat
  • Kombinationsanalgetika, Triptane, Mutterkornalkaloide oder Opioide an > 10 Tagen pro Monat

Dabei definiert die IHS diesen Kopfschmerz als sekundären Kopfschmerz. Er könnte aber auch als Komplikation des zugrundeliegenden Kopfschmerzes aufgefasst werden.3 Daher sind immer sowohl die Diagnose einer primären oder sekundären Kopfschmerzerkrankung (meist einer Migräne) und die des Kopfschmerzes bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln zu stellen.3

 

MÜKS-Test nach Prof. Dr. Hartmut Göbel, Schmerzklinik 

Wenn zwei der drei Fragen mit "ja" beantwortet werden, ist die Diagnose Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch wahrscheinlich.4

Frage 1: Nehmen Sie an mehr als 10 Tagen im Monat Medikamente ein, um akute Kopfschmerzen zu behandeln?

Frage 2: Werden die Kopfschmerzen immer häufiger?

Frage 3: Treten die Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen im Monat auf?

Die Fragen wurden von Prof. Dr. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel entwickelt.5

 

Behandlung von Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerzen (MÜKS) 

Die wichtigste Massnahme ist ein vollständiger Entzug der Akutmedikamente.1 Die Weiterbetreuung nach dem Entzug durch einen Kopfschmerzspezialisten verbessert die Nachhaltigkeit der Therapie.1

Erfahren Sie mehr über die Behandlung von MÜKS im Video-Interview von Prof. Sandor:

 

 

Referenzen:

  1. Schweizerische Kopfwehgesellschaft, Therapieempfehlungen für primäre Kopfschmerzen.11, vollständig überarbeitete Auflage 2023. Abrufbar unter: https://www.headache.ch/DirectLinks/Therapieempfehlungen (letzter Zugriff am 22.11.2023).
  2. Kristoffersen ES and Lundqvist C. Medication-overuse headache: epidemiology, diagnosis and treatment, Ther Adv Drug Saf 2014, Vol. 5(2) 87–99 DOI: 10.1177/ 2042098614522683
  3. Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS) The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition. Cephalalgia. 2018;38(1):1-211. doi:10.1177/0333102417738202
  4. Diagnose "Migräne": Kriterien und Leitfaden. Medportal. Abrufbar unter: https://www.medportal.ch/de/migraene-diagnostik (letzter Zugriff am 21.11.2023)
  5. Göbel H (2012). Wie die richtige Kopfschmerzdiagnose gestellt wird. In: Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne. Springer, Berlin, Heidelberg. doi:10.1007/978-3-642-25521-2_4.

Novartis stellt die aufgeführten Referenzen auf Anfrage zur Verfügung


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