Diabetes mellitus – eine Erkrankung mit weitreichenden Folgen

Diabetes mellitus ist eine globale Erkrankung, von der weltweit mehr als 420 Millionen Menschen betroffen sind. Im Jahr 2045 werden es deutlich mehr als eine halbe Milliarde sein (629 Millionen ) – auch in der Schweiz leiden aktuell bereits über 500 000 Menschen an Diabetes.1,2

 

Pathophysiologisch beruht die Diabeteserkrankung auf einem absoluten Insulinmangel (Typ-1-Diabetes) bzw. auf einem relativen Insulinmangel durch eine eingeschränkten Insulinwirkung im Gewebe (Typ-2-Diabetes).3 Hierdurch kommt es zu einer Störung des Zuckerstoffwechsels mit schwerwiegenden Konsequenzen für den gesamten Körper wie:4-6

  • kardiovaskuläre Erkrankungen und Schlaganfälle 
  • Fettstoffwechsel-Störungen (Dyslipidämien)
  • Schädigungen des Nervensystems (Neuropathien)
  • Nierenerkrankungen (Nephropathien) und 
  • Erkrankungen der Netzhaut (Retinopathien) 

 

Mögliche Folgeerkrankungen einer langanhaltenden Diabeteserkrankung

 

Diabetes und Augenerkrankungen

Jeder dritte Patient entwickelt im Verlauf einer Diabeteserkrankung eine Erkrankung der Netzhaut. Die sogenannte diabetische Retinopathie (DR) ist eine der Hauptursachen für Sehverlust bei erwerbstätigen Erwachsenen.8 Die diabetische Netzhauterkrankung ist mit einer ungenügenden Kontrolle von Blutzucker, Blutdruck und Blutfetten assoziiert - allerdings können auch Patienten mit gut eingestellten Werten eine DR entwickeln.8 Daher sollte sich jeder Diabetespatient neben der Selbstkontrolle mindestens einmal jährlich augenärztlich untersuchen lassen - bei bereits bestehender Augenerkrankung auch häufiger.9 Neben oder auch unabhängig von der DR kann auch ein diabetisches Makulaödem auftreten. Hierbei kommt es an der Stelle des schärfsten Sehens zu Veränderungen. Das Vorliegen einer diabetischen Netzhauterkrankung kann auch auf andere diabetische Folgeerkrankungen hinweisen. Dies sollte vom Hausarzt in der weiteren Patientenversorgung stets mit abgeklärt werden.

Risiko für Augenerkrankungen bei Diabetes

 

Formen der diabetischen Retinopathie

Grundlage der diabetischen Retinopathie ist eine Schädigung der kleinen Blutgefässe (Mikroangiopathie). Diese entstehen durch einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel, wenn der Diabetes ungenügend therapiert oder spät diagnostiziert wird.10 Die diabetische Netzhauterkrankung wird abhängig vom Krankheitsverlauf in zwei Phasen eingeteilt: 

  • nicht-proliferative diabetische Retinopathie (NPDR) 
  • proliferative diabetische Retinopathie (PDR)

 

Nicht-proliferative diabetische Retinopathie

In diesem Krankheitsstadium werden noch keine neuen Gefässe in der Netzhaut gebildet, aber es besteht bereits eine Unterversorgung mit Sauerstoff. Hierdurch kommt es zu strukturellen Veränderungen der Retina wie Mikroaneurysmen und anderen Abnormalitäten der kleinsten Blutgefässe der Netzhaut (IRMA), Ablagerungen von Blutfetten und anderen Stoffen im Netzhautgewebe (Exsudate, Cotton-Wool-Herde) und Blutungen, die sich mit Zunahme des Schweregrads der NPDR stärker ausprägen.11-13

Die ersten Veränderungen bleiben meist von den Patienten unbemerkt. Erst später kommt es zu Veränderungen der Sehkraft oder Gesichtsfeldausfällen – bei der augenärztlichen Untersuchung sind jedoch auch frühe Veränderungen feststellbar.14

Proliferative diabetische Retinopathie

Wenn die diabetische Retinopathie weiter fortschreitet, kommt es durch ausgeprägten Sauerstoffmangel in der Netzhaut zur Bildung von neuen Gefässen (Neovaskularisation). Diese neugebildeten Gefässe sind sehr instabil und neigen zum Einreissen oder Platzen, was zu Einblutungen und Flüssigkeitsansammlungen in der Retina führt. 

Die Sehkraft ist in diesem Stadium der Erkrankung stark gefährdet und es droht die vollständige Erblindung.14

 

Weitere Informationen zur DR finden Sie hier.

Verlaufsformen der diabetischen Retinopathie

 

Das diabetische Makulaödem im Fokus

Das diabetische Makulaödem (DME) kann ebenfalls als Folgeerkrankung eines Diabetes mellitus auftreten. Dabei kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Gewebe (Ödem) und zu Fettablagerungen (harte Exsudate) im Bereich des schärfsten Sehens (Makula). Unbehandelt kann das DME einen vollständigen Verlust der Sehkraft nach sich ziehen, ist jedoch bei einer rechtzeitigen Diagnose gut behandelbar. Die Erkrankung kann sowohl in jedem Stadium einer DR auftreten, als sich auch unabhängig von der Netzhauterkrankung entwickeln.14

 

Weitere Informationen zur DME finden Sie hier.

Strukturelle und funktionelle Veränderungen in verschiedenen Teilen des Auges

 

 

Referenzen:

  1. International Diabetes Federation. Diabetes Atlas 8th Edition, 2017.
  2. https://www.diabetesschweiz.ch/ueber-diabetes.html (letzter Zugriff:  01.12.2020).
  3. Rozzo N. Pathophysiology of Diabetes Mellitus (2020). Nursing Student Class Projects (Formerly MSN). 429. https://digitalcommons.otterbein.edu/stu_msn/429.
  4. Boulton AJ, Vinik AI, Arezzo JC, et al. Diabetic Neuropathies. A statement by the American Diabetes Association. Diabetes Care 2005; 28:956-62.
  5. https://www.cdc.gov/diabetes/data/statistics-report/coexisting-condition... (letzter Zugriff:  25.01.2021).
  6. Long AN, Dagogo-Jack S. The Comorbidities of Diabetes and Hypertension: Mechanisms and Approach to Target Organ Protection. J Clin Hypertens 2011; 13:244-51.
  7. http://www.cdc.gov/diabetes/pubs/pdf/ndfs_2011.pdf (letzter Zugriff:  01.12.2020).
  8. Wong TY, Sun J, Kawasaki R, et al. Guidelines on Diabetic Eye Care. The International Council of Ophthalmology Recommendations for Screening, Follow-up, Referral, and Treatment Based on Resource Settings. Ophthalmology 2018; 125:1608-1622.
  9. Flaxel CJ, Adelman RA, Bailey ST, et al. Diabetic Retinopathy Preferred Pratice Pattern®. Ophthalmology 2020; 127:P66-P145.
  10. Hammes H et al. Diabetologie 2017; 12(Suppl 2):121-127.
  11. Martinez-Zapata MJ, Martí-Carvajal AJ, Pijoán JI, et al. Anti-vascular endothelial growth factor for proliferative diabetic retinopathy (Review). Cochrane DatabaseSystRev 2014; 11:CD00872. 
  12. Fong DS, Aiello L, Gardener TW, et al. Retinopathy in Diabetes. Diabetes Care 2004; 27:84–7. 
  13. Tremolada G, Del Turco C, Lattanzio R, et al. The Role of Angiogenesis in the Development of Proliferative Diabetic Retinopathy: Impact of Intravitreal Anti-VEGF Treatment. Exp Diabetes Res 2012: 728325.
  14. Nentwich M , Ulbig MW. Diabetic Retinopathie. Der Diabetologe 2010; 6:491-502.
  15. Das A. Diabetic Retinopathy: Battling the Global Epidemic. Invest Ophthalmol Vis Sci. 2016; 57:6669–82.

Novartis stellt die aufgeführten Referenzen auf Anfrage zur Verfügung


 

CH2307281895